Mit dem YAYE in Allschwil beschreitet die Genossenschaft ZFV-Unternehmungen neue Wege: Das Restaurant setzt vollständig auf Selfcheckout und kombiniert digitale Abläufe mit persönlicher Gastfreundschaft. Ein mutiger Schritt, der sowohl Chancen als auch Herausforderungen mit sich bringt. Wir durften als GaPlan GmbH die Gastroplanung übernehmen. Wie das Konzept von den Gästen angenommen wird, welche Erfahrungen das Team gesammelt hat und welche Lehren sich daraus für die Zukunft ziehen lassen, darüber haben wir mit Andreas Wettstein, Operation Director bei ZFV, gesprochen.
Das YAYE in Allschwil setzt konsequent auf Selfcheckout. Welche Erfahrungen haben Sie bisher damit gemacht – sowohl aus Sicht der Gäste als auch aus Sicht des Teams?
Genauer gesagt verbindet das Konzept digitale Abläufe mit persönlichem Service. Die KI-Kassen machen das Bezahlen schnell, einfach und effizient: Das System erkennt kamerabasiert, was sich auf dem Tableau befindet, und der Gast muss nur noch bezahlen. So haben unsere Mitarbeitenden mehr Zeit dafür, Gastgeber:innen zu sein: Sie stehen beratend zur Seite und geben zudem das Essen bei der Menüausgabe heraus. Die Schulung und Sensibilisierung der Mitarbeitenden sowie die Einführung des Systems haben etwas Zeit in Anspruch genommen. Die Gästefeedbacks sind grundsätzlich positiv; vor allem die einfache Handhabung wird oft gelobt. Für die Teams entsteht durch die tägliche Konfiguration der Kassen (z. B. Tagesangebote als Referenz mittels Fotos hinterlegen) zunächst etwas Mehraufwand, doch im Mittagsservice werden sie dann entlastet.

Wo lagen die grössten Herausforderungen bei der Einführung eines rein digitalen Bestell- und Bezahlprozesses? Gab es Stolpersteine, die Sie vielleicht im Vorfeld unterschätzt haben?
Ein wichtiges Thema war der Datenschutz. Wir haben sichergestellt, dass wir als ZFV keine personenbezogenen Daten sammeln und dass das System eine reine «Abwicklung» ist. In allen Punkten den Schweizer Richtlinien nachzukommen, hat etwas Zeit in Anspruch genommen. Das YAYE ist unser erstes Restaurant, das ausschliesslich Selfcheckout-Kassen nutzt. Wir leisten hier also Pionierarbeit, die stets mit Lernprozessen verbunden ist, da es unmöglich ist, alles im Voraus zu bedenken. Beispielsweise mussten wir die Bezahlung von mehreren Menüs einer Gästegruppe nachträglich optimieren, was nun aber reibungslos funktioniert. Bei der Implementierung war einiges an Mehraufwand für die kontinuierliche Prüfung und Verbesserung nötig. Dieser Initialaufwand hat sich jedoch sehr gelohnt. Insgesamt hat die Transformation dadurch reibungslos funktioniert.

Selfcheckout bedeutet weniger klassische Servicekontakte. Wie schaffen Sie es dennoch, Nähe und Gastfreundschaft zu vermitteln?
Unser Ziel ist es, Abläufe dort zu digitalisieren, wo sie unseren Gästen einen Mehrwert in Form von Zeitersparnis oder vereinfachten Prozessen bieten. Dennoch ist und bleibt der persönliche Kontakt zu unseren Kund:innen zentral. In Spitzenzeiten ist immer eine Gastgeberin oder ein Gastgeber vor Ort. Diese beraten die Gäste, unterstützen bei Fragen und sorgen dafür, dass der Ablauf flüssig bleibt und keine längeren Wartezeiten entstehen. So können wir Nähe schaffen und gleichzeitig hat das Team die Möglichkeit, in der Beratung einen noch persönlicheren Kontakt zu den Gästen aufzubauen.
Neben der Schnellverpflegung gibt es eine separate Cafétheke. Welche Überlegungen haben zu diesem Konzept geführt, und wie wird es von den Gästen angenommen?
ZFV entwickelt Personalrestaurants Schritt für Schritt weiter – weg von reinen Verpflegungsräumen hin zu inspirierenden Begegnungsorten. Diese zeichnen sich durch eine vielseitige Raumnutzung aus. Die Cafétheke bietet eine etwas ruhigere Zone für Kaffeegenuss und kurze Pausen abseits des eher schnellen Selfcheckout-Bereichs. So erhalten alle Mieter:innen des Campus Allschwil einen Ort für einen Tapetenwechsel und eine kurze Auszeit. Die Gästefrequenz aus den umliegenden Büros nimmt stetig zu. Das freut uns sehr und ist ein klares Zeichen dafür, dass die Qualität der Kaffeespezialitäten überzeugt. Hier arbeiten wir in Kooperation mit ViCafé zusammen.

Was sind aus Ihrer Sicht die grössten Vorteile des Selfcheckout-Modells – und wo sehen Sie die Grenzen?
Der grösste Vorteil liegt in der Effizienz: Die Gäste können ihren Rhythmus selbst bestimmen, Wartezeiten werden reduziert und dem Team bleibt mehr Zeit für Gastfreundschaft und persönliche Beratung. Zudem schafft die digitale Lösung klare Transparenz in den Prozessen. Wir sehen Grenzen dort, wo persönliche Beratung oder klassische Serviceerlebnisse vollständig ersetzt werden sollen, denn der menschliche Kontakt lässt sich nicht digitalisieren. Hier ist eine bewusste Ergänzung durch die Präsenz von Gastgeber:innen entscheidend.
Wenn Sie nach vorne blicken: Welche Lehren aus dem Projekt YAYE in Allschwil möchten Sie für zukünftige Konzepte mitnehmen?
Für uns ist klar: Mit dem richtigen Konzept schliessen sich Gastfreundschaft und Digitalisierung nicht aus, sondern ergänzen und stärken sich sogar. Entscheidend ist, dass die Technik verlässlich funktioniert und gleichzeitig Raum bleibt, den menschlichen Kontakt bewusst zu gestalten. Die Balance zwischen Effizienz und persönlicher Begegnung ist aus unserer Sicht der Schlüssel für eine erfolgreiche Digitalisierung in der Gastronomie.
Das YAYE in Allschwil macht vor, wie Digitalisierung und Gastfreundschaft zusammenfinden können. Wir danken Andreas Wettstein und dem ZFV herzlich für die spannenden Einblicke, die tolle Zusammenarbeit und das Vertrauen in unser Tun als Gastroplaner.