„Das Ohr isst mit“ – das ist keine Floskel, sondern Realität. In vielen Restaurants, Bars oder Kantinen stören hoher Lärmpegel und Nachhall das Ambiente. Gäste müssen lauter sprechen, Missverständnisse häufen sich, und Menschen mit Hörbeeinträchtigungen bleiben oft aussen vor. Selbst das beste Essen verliert an Genuss, wenn man sich anschreien muss.
Die akustischen Eigenschaften eines Raumes hängen stark von Material, Geometrie und Einrichtung ab. Dominieren harte Flächen wie Glas, Beton oder glatte Decken, reflektieren sie Schallwellen und verstärken den Lärm – eine Belastung für Gäste und Personal. Besonders Menschen mit Hörproblemen oder zentraler auditiver Verarbeitungsstörung (CAPD) leiden darunter, selbst bei moderater Lautstärke.
Ein Gastrokurztrip mit Selina Dainese – die stille Ruhe des Holzes
Gaplanianerin Selina Dainese erlebte kürzlich das Gegenteil: In einer Berggastronomie mit Holzverkleidung an Wänden und Decke blieb der Raum trotz Grösse erstaunlich ruhig. Holz reflektiert Schall weniger stark als Glas oder Beton, vor allem, wenn es strukturiert ist. Lamellen, Fugen oder sichtbare Balken streuen den Schall – das sorgt für angenehme Verständlichkeit. Mit ergänzenden Absorbern in Decke oder Wänden lässt sich der Effekt weiter verbessern.

Wenn Lautstärke Konzept ist – und wann sie stört
Manche Konzepte leben vom Geräuschpegel: Bars, Eventrestaurants oder Festivals, wo Stimmung wichtiger ist als Verständlichkeit. Für hörbeeinträchtigte Menschen sind solche Orte jedoch herausfordernd.
Andere Betriebe setzen bewusst auf akustisch angenehme Räume. In grösseren Städten listen Portale die „Quietness“ von Restaurants, manche Lokale schaffen „Silent Zones“ oder nutzen gezielt Akustikdecken und Paneele. Das zeigt: Gute Akustik kann Teil eines inklusiven, zugänglichen Gastronomiekonzepts sein.
Zwei konkrete Lösungen für bessere Raumakustik
1. Akustiksegel oder Hängeschirme über Tischen:
Leichte Absorberpaneele oder textile Segel fangen den Schall direkt über den Köpfen ab und reduzieren störende Reflexionen.
2. Akustikpaneele oder Lamellenpaneele an Wänden:
Vertäfelungen mit absorbierender Innenschicht oder Lamellenpaneele dämpfen Reflexionen und verbessern die Sprachverständlichkeit.

Kleine Massnahmen mit grosser Wirkung
- Polstermöbel, Teppiche oder schwere Vorhänge einsetzen
- Pflanzeninseln oder mobile Trennwände zur Raumgliederung nutzen
- Akustikbilder als dekorative Schallabsorber aufhängen
- Bei Neuplanung parallele Flächen vermeiden und modulare Decken wählen
Tipps für Gastronomiebetriebe
- Akustische Zugänglichkeit kommunizieren („hörfreundlich“)
- Ruhige Bereiche für empfindliche Gäste anbieten
- Musikpegel und Raumaufteilung flexibel anpassen
- Feedback zur Akustik aktiv einholen
- Frühzeitig Akustikfachleute einbeziehen
Auch in der Küche relevant
Raumakustik ist ein oft unterschätzter Erfolgsfaktor. Sie beeinflusst, wie sich Gäste fühlen, wie lange sie bleiben – und wie wohl sich das Personal fühlt. Mit gezielten Baumassnahmen lässt sich jede Gastronomie hörfreundlicher gestalten. Auch in der Gastroküche lohnt sich Lärmschutz – durch Raumtrennungen, schalldämmende Montage und durchdachtes Design.
Interessiert Sie das Thema?
Wir begleiten Sie gerne bei der akustischen Planung Ihrer Gastronomie.